Viele Personalabteilungen stehen unter enormem Druck, offene Stellen schnellstmöglich wieder zu besetzen – natürlich mit der bestqualifizierten, motiviertesten und fleißigsten Person. Doch wer hat die Zeit, aus hunderten Bewerbungen die richtige auszuwählen? Digitalisierung und Automatisierung vereinfachen hingegen vieles. Auch der Ruf nach KI wird lauter. Es ist an der Zeit, sich mit diesem spannenden Thema zu befassen – und mit einigen Vorurteilen gegen KI-Recruiting aufzuräumen.
Der Begriff KI-Recruiting – Was bedeutet KI?
KI ist die Abkürzung für künstliche Intelligenz. Im Allgemeinen bedeutet KI, einer Maschine beizubringen, wie ein Mensch zu lernen und aus Erfahrungen und Zielen passende Handlungen abzuleiten. Das ultimative Ziel ist dabei, dass sich das Vorgehen der Maschine nicht mehr von dem eines Menschen unterscheiden lässt, sie also selbst Entscheidungen treffen und damit eigenständig Probleme lösen kann.
KI-Recruiting – Hype oder Dauerbrenner?
Wir alle kennen und spüren den Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Insbesondere unter den heutigen Herausforderungen von wachsender Digitalisierung, sich wandelnden Vorstellungen von Arbeitszeit und -ort, weniger, aber höher qualifizierter Absolvent:innen und unzureichender Diversity in Führungspositionen sind Unternehmen umso mehr gefordert. Die Suche nach motivierten und qualifizierten Mitarbeiter:innen muss zielgerichteter und effizienter werden, um mehr Zeit für die so wesentliche Kommunikation aufbringen zu können. Hier kommt KI-Recruiting ins Spiel: KI kann viele Aufgaben im Prozess abdecken und so zu mehr Effizienz verhelfen – und das im Sinne aller, denn so bleibt mehr Zeit für die persönliche Ebene.
Die Vorteile: KI-Recruiting
- sichtet viel mehr Profile in kürzerer Zeit,
- schätzt Soft Skills bereits anhand der Profile ab,
- kann Kandidat:innen nach dem Cultural Fit vorauswählen,
- berechnet eine Wechselbereitschaft,
- verschafft mehr Zeit für den wichtigen persönlichen Kontakt.
Eine KI-Software sammelt alle relevanten Infos zu den Kandidat:innen aus dem Internet und erstellt damit ein umfassendes Bild. Ein Bild, das sich Personaler:innen in der Kürze der Zeit und in dem Umfang selten machen könnten.
Wir fragen Siri nach unseren heutigen Terminen, wir bitten Alexa, neues Katzenfutter zu bestellen. Wir chatten mit Robotern von Online-Shops, um zu fragen, wo unsere lang ersehnte Bestellung bleibt. Die Kommunikation mit Maschinen hat sich in unseren Alltag eingefügt, ohne dass wir noch groß darüber nachdenken. Es ist also nicht verwerflich, mit einem Roboter ein Bewerbungsgespräch zu führen, oder? Nicht zu vergessen, wird KI bereits in Bereichen wie der Medizin, Automobilbranche sowie der Land- und Energiewirtschaft eingesetzt. Und wusstest du, dass das große gelbe Möbelhaus auch auf KI-Recruiting setzt? „Vera“ durchsucht Portale nach passenden Bewerber:innen, liest Bewerbungen, führt Interviews und findet geeignete Job-Anwärter:innen – das alles 24 Stunden am Tag, ohne müde zu werden.
Formen von KI-Recruiting in der Personalbeschaffung
1. Frag den Chatbot!
Ein Chatbot auf der Karriereseite eines Unternehmens kann Interessent:innen Fragen zur Stellenausschreibung beantworten. In der Zwischenzeit kann sich die Personalabteilung z. B. um Gehaltsverhandlungen kümmern.
2. Durchblick bei Bewerbungen
Auf ein Stellenangebot trudeln hunderte schriftliche Bewerbungen ein. Wer soll die bloß alle lesen und sondieren? Die KI natürlich! Sie kann Bewerbungen analysieren und angeben, welche Kandidat:innen geeignet sind. Vorausgesetzt, der bzw. die Recruiter:in hat zuvor passende Kriterien festgelegt.
3. Assessment-Center
Auch im Assessment-Center kann KI zum Einsatz kommen und beispielsweise über bestimmte Bearbeitungsaufgaben feststellen, über welche Kompetenzen, Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale ein Talent verfügt.
4. Das erste Job-Interview
KI kann ein persönliches Gespräch mit deinem zukünftigen Arbeitgeber nicht ersetzen. Ein erstes Gespräch ist jedoch sehr wohl möglich. Das System wird anhand deiner Sprache, Wortwahl oder Mimik feststellen, ob du auf die Stelle passt. Hier muss jedes Unternehmen jedoch sensibel entscheiden, ob potenzielle Mitarbeiter:innen zuerst mit einem Roboter, statt mit einer lebhaften Person sprechen sollten.
Diversity durch KI-Recruiting
Diversity in Unternehmen ist ein heiß diskutiertes Thema. Vielfalt auf allen Ebenen gibt Arbeitgebern die Chance, beim gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel mitzuhalten. Doch wer unzählige Bewerbungen sichtet, läuft Gefahr, sich für altbekannte Personenmuster zu entscheiden, ohne Diversity zu berücksichtigen. Das ist schließlich bequemer. Diese Bequemlichkeit in der Personal- bzw. Fachkräfteauswahl kennt KI nicht.
Gegen die skeptischen Meinungen, KI im Recruiting würde dazu führen, dass alle Mitarbeiter:innen eines Unternehmens „gleich“ sind, können wir Entwarnung geben: KI kann ein richtiger Booster sein, was das Thema Diversity angeht! Unter Zeitdruck stehende Personaler:innen wählen automatisch und unbewusst Bewerber:innen mit vertrauten Qualifikationen aus. „Der 40-jährige Familienvater hat diesen Job gut gemacht, so einen brauchen wir wieder.“ Eine sichere Bank, wie es scheint. Aus Zeitmangel wird also beispielsweise keine Frau in den frühen 30ern in die engere Auswahl genommen. Hier müsste ja genau geprüft werden, welche Qualifikationen sie mitbringt und welche Auswirkungen ihre Einstellung auf das Unternehmen haben könnte.
Klassische Lebensläufe sagen erstmal nicht so viel über eine Person aus. Einer KI ist es jedoch möglich, Informationen darüber hinaus über eine Person zu liefern, die einem/einer Recruiter:in die Entscheidung erleichtern kann. KI bietet noch einen weiteren Vorteil in puncto Diversity. „Jung und belastbar“, „Deutsch als Muttersprache“, „zwischen 30 und 40 Jahre jung“… Bist du in deiner beruflichen Karriere auch schon auf derart diskriminierende Stellenausschreibungen gestoßen? KI kann diskriminierende Formulierungen in Stellenanzeigen erkennen und Alternativen anbieten oder direkt so umschreiben, dass bestimmte Gruppen von Arbeitssuchenden nicht ausgeschlossen werden.
Fazit – KI unterstützt Recruiter im Auswahlprozess
Wir wissen, dass Unternehmen in Sachen Fachkräftemangel und Diversity immer mehr unter Druck geraten. Und auch, dass diverse Personalpolitik nicht von heute auf morgen zu wuppen ist. Nichtsdestotrotz ist hier ein Umschwung nötig.
Unser Beitrag hat gezeigt, dass KI-Recruiting im Personalwesen einiges bewegen kann – im positiven Sinne! Natürlich kann KI den Menschen nie zu 100 % ersetzen. Sie ist aber eine sinnvolle Ergänzung und hilft, sich als Personaler:in auf die persönliche Kommunikation mit Mitarbeiter:innen zu konzentrieren. KI macht Recruiting effizienter und unterstützt an den Stellen, an denen Menschen an ihre Grenzen kommen.
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Sandra Nachtigall
Sales Managerin